Green Bonds â respektive alle Arten nachhaltiger Anleiheemissionen â sind auf dem besten Weg, zum neuen Emissionsstandard in Europa zu werden. Auf den ersten Blick besteht hier noch ein Widerspruch: WĂ€hrend es fĂŒr Investoren zunehmend gute GrĂŒnde gibt, in nachhaltige Anleihen (akzeptabler BonitĂ€t) zu investieren, fragen sich viele Emittenten immer noch, warum sie den höheren Aufwand einer nachhaltigen Anleihe betreiben sollen. Oft gehört: Der Kommunikationsaufwand einer nachhaltigen Emission sei zu hoch und Vorteile im Pricing seien unklar. Zumindest letzteres Argument wird gestĂŒtzt durch eine aktuelle Analyse der TU Darmstadt. War frĂŒher, auch bedingt durch Angebotsknappheiten, ein sogenanntes âGreeniumâ fĂŒr Sustainability Bonds nachweisbar, werden die Pricing-ÂUnterschiede jĂŒngst â bei wachsendem Angebot nachhaltiger Investitionsmöglichkeiten â wieder kleiner.
Daraus sollten Emittenten aber nicht schlieĂen, dass es nicht notwendig wĂ€re, den Markt ĂŒber die eigene Nachhaltigkeit oder die ESG-Merkmale eines Finanzinstruments zu informieren. Nach Meinung vieler Marktteilnehmer ist vielmehr zu erwarten, dass kĂŒnftig das Fehlen von ESG-Informationen sanktioniert werden wird! Das Vorliegen bestimmter ESG-Merkmale wird fĂŒr viele Investoren zu einer notwendigen Voraussetzung, sich ĂŒberhaupt erst mit einer Anleiheemission zu befassen. Hier greift im Ăbrigen die Grundidee der oft gescholtenen EU-Regulierung zu ESG-Themen: Transparenzanforderungen auf der Investorenseite fĂŒhren zwangslĂ€ufig zu höheren Transparenzpflichten und -aktivitĂ€ten seitens der Emittenten. EuropĂ€ische Anleger können es sich schlichtweg nicht mehr erlauben, âESG-blindâ in Anleihen zu investieren. Ein fundiertes und transparentes ESG-Reporting seitens des Emittenten wird auf diesem Wege kĂŒnftig quasi zur Eintrittskarte fĂŒr den Kapitalmarkt der Zukunft.
Auch ohne kurzfristiges Pricing-Incentive lohnt es sich daher fĂŒr Emittenten, hier frĂŒhzeitig die Weichen zu stellen und ihren Beitrag zur notwendigen nachhaltigen Transformation der europĂ€ischen Wirtschaft auch gegenĂŒber Investoren deutlich zu machen. Hilfestellung kann hierbei unter anderem die wachsende Zahl an Finanzvermittlern und Banken leisten, die ihr Knowhow und ihre ESG-BeratungskapazitĂ€ten systematisch ausbauen, und auch Nachhaltigkeits-Ratingagenturen wie imug rating (EthiFinance), ISS ESG oder Sustainalytics können mit objektiven externen ESG-Ratings oder Second Party Opinions zu einer glaubwĂŒrdigen nachhaltigen Kapitalmarktkommunikation beitragen.
Dieser Beitrag erschien zuerst im portfolio institutionell (Mai 2024).