27. August 2019

ESG, aber wie? Umsetzungsstrategien für das ganze Portfolio

Gastbeitrag im Fachmagazin portfolio institutionell

Es geht ums große Ganze

Anders als das neue Trendthema Sustainable Finance suggeriert, gibt es verantwortungsbewusstes Investieren bereits seit über 200 Jahren. Die „Erfinder“ – kirchliche Anleger wie die Quäker – wollten ihr Vermögen nicht länger durch unethische Geschäfte wie Sklaverei oder Waffenhandel vermehren. Heute sind solche Ausschlusskriterien aus nachhaltigen Investmentansätzen nicht mehr wegzudenken. Seit über 20 Jahren wird das nachhaltige Investieren zudem durch den heute als ESG bekannten Bewertungsansatz erweitert, welcher Emittenten in den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG) bewertet. Die Kombination von Ausschlusskriterien und guten ESG-Leistungen gehört heute zum guten Ton nachhaltiger Investments. Aber reicht das angesichts von sich zuspitzender Klimakrise, Migrationsbewegungen und Ressourcen-verschwendung noch aus?

Nachhaltigkeits-Expert*innen wie Prof. Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut oder Dr. Maja Göpel vom WBGU fordern angesichts globaler Herausforderungen vielmehr eine große Transformation unserer Lebens- und Wirtschaftsweise. Ambitionierte Investoren gehen daher aus gutem Grund einen Schritt weiter und nehmen vermehrt das große Ganze in den Blick: Eine zukunftsorientierte Betrachtungsweise von Investments ergibt sich erst durch die Sustainable Development Goals der vereinten Nationen und die Pariser Klima-Ziele. Eine dort skizzierte Zukunft entsteht nämlich durch Emittenten, die nachhaltige Produktlösungen schaffen, Transformationsprozesse anstoßen und sich aktiv auf kohlenstoffarme Geschäftsmodelle im Sinne des 2-Grad Ziels umstellen. Die Finanzströme werden so nicht nur aus schädlichen Investitionen entzogen, sondern gezielt in Zukunftsfelder wie Erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität, Gesundheit, Bildung oder smarte digitale Lösungen gelenkt. Investoren sollten bei der Titelauswahl also nicht nur auf die Abwesenheit von Kontroversen und guter ESG-Performance achten, sondern zusätzlich den Beitrag für eine positive Entwicklung in den Blick nehmen. Die Betonung liegt auf zusätzlich: Allzu schnell erliegt man sonst der Versuchung, in einen Emittenten zu investieren, der zwar massiv den Ausbau CO2-armer Elektro-Autos forciert, aber gleichzeitig durch gravierende Arbeitsrechtsverletzungen auffällt. Wer im nachhaltigen Finanzmarkt Ernst machen will, erweitert den bestehenden Werkzeugkasten um SDG-, Klima- oder Best-in-Progress-Strategien – und differenziert sich somit auch im zunehmend unübersichtlicher werdenden Sustainable Finance-Markt.


Dieser Beitrag erschien zuerst in der Rubrik „ESG, aber wie? Umsetzungsstrategien für das ganze Portfolio“ der portfolio institutionell (Ausgabe 07/2019).


Zum Download: imug Impuls-Paper: Wirkungsorientierte Investments zur Erreichung der UN Sustainable Development Goals

Frieder Olfe

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